Die Burgdorfer Schützengesellschaft führt in ihrem Namen die Jahreszahl 1593.
Die Historiker sind sich nicht ganz einig, ob man das Jahr 1593 tatsächlich als Gründungsdatum des Schützenwesens in Burgdorf betrachten kann. Anton Scholand berichtet in seinem Heft "Das Schützenwesen der Kreisstadt Burgdorf" (1964) über die Geschichte und führt eine Aufzeichnung aus dem genannten Jahr als Beweis an, dass damals bereits ein Schützenfest in Burgdorf abgehalten worden ist. In einer Rechnung heißt es: "2 Gulden für eine ellen englisch want zu den Schütten gelage zu Burchtorff gegeben". "Schütten gelage" darf man mit "Schützengelage", also "Schützenfest" übersetzen. Zwölf Jahre später, im Jahr 1605 erteilte der Herzog von Lüneburg der Stadt Burgdorf den Auftrag, der Schützengesellschaft eine sogenannte "Schützenwiese" anzuweisen, die von den jeweiligen Schützenkönigen genutzt werden sollte. Ohne Pacht konnten die amtierenden Könige bis zum Schützenfest im Folgejahr ihr Vieh auf dieser Wiese halten und das Gras zu Heu verarbeiten.
Anlass für die Gründung von Schützenvereinen oder das Abhalten von Schützenfesten waren wohl Anweisungen der jeweiligen Landesherren. Grund hierfür war seinerzeit, dass sich die männliche Bevölkerung im Gebrauch der Feuerwaffe üben sollte, um im Bedarfsfall bei der Landesverteidigung eingesetzt werden zu können. So wird es auch in Burgdorf gewesen sein. Leider sind aufgrund des Stadtbrandes im Juni 1809 zahlreiche Dokumente zerstört worden, so dass zahlreiche historische Informationen allein auf mündliche Überlieferungen beruhen.
Ein erhaltenes Dokument aus dem Jahr 1651 berichtet recht detailliert über den Ablauf des Schützengelages. So steht u.a. geschrieben, dass sich die Schützen, die am Königsschießen teilnehmen wollen, nach dem Trommelschlag "ihre Namen nebst dem Aufsatzgeld ... vorzeichnen zu lassen". Danach fand ein Marsch vom Rathaus zum Schießgelände statt, vergleichbar mit dem heutigen Festumzug. Das Trinken von Bier war vor und während des Schießens untersagt. Danach erst wurde "Bier zum Trunk" gereicht. Die Schaffer waren gehalten, "nach dem Glockenschlag keinem mehr einen Trunk zu verabreichen, den Zapfen ein[zu]schlagen, nach Feuer und Licht [zu] sehen ... ." Dieser Ablauf wiederholte sich am zweiten Tag.
Gefeiert wurde das Schützenfest zunächst offenbar während des Pfingstfestes, da oft vom "Pfingstschießen" die Rede ist. Später wurde das Fest in die Woche nach Pfingsten gelegt und begann am Dienstag. Der Veranstaltungsort ist lange Zeit vor dem "Hannoverschen Tor" gewesen. In unmittelbarer Nähe befand sich auch die Schützenwiese. In späterer Zeit stand auf dem Gelände, auf dem heute die Stadtwerke Burgdorf ihren Sitz haben, das Schützenhaus. Noch heute treffen sich die Mitglieder der Schützengesellschaft zur Teilnahme an der Gedenkveranstaltung am Volkstrauertag beim "alten Schützenhaus". Gemeint ist die Ecke Vor dem Hannoverschen Tor/Tiefenwiesenweg.
So findet sich vieles im Schützenleben der Stadt Burgdorf wieder, was es bereits vor mehr als 400 Jahren in ähnlicher Form gegeben hat. Denn, wie die Satzung der Burgdorfer Schützengesellschaft von 1593 besagt, ist es Aufgabe des Vereins, "das Schützenbrauchtum zu pflegen und zu wahren". Und das seit mehr als 425 Jahren!